2016 - Oostende - Calais/Dover - Kent - Essex - Suffolk - Norwich - Hunstanton - Dover/Calais - Renesse (NL) - Eindhoven - Köln

Emilio (9) und ich setzen unsere "White men on bikes"-Reihe fort. Dieses Jahr geht es zu den Inseleuropäern, die nur noch begrenzte Zeit so betrachtet werden möchten. Wir haben nachgefragt, warum die Briten denn für den Brexit gestimmt haben - und wurden überrascht: Nicht nur die Regierung hat alles nicht gewollt, in der Bevölkerung will's sogar keiner gewesen sein.

 Die Route

Von Köln ging es mit dem Zug über Brüssel nach Oostende. Dort starteten wir um 11:30h die Küste entlang nach Dünkirchen runter. Um zu dem Fährterminal zu gelangen, fährt man durch ein monströses, menschenfeindliches Industriegebiet, das sich viele Kilometer an der Küste entlangzieht. Wenn man, wie wir, die letzte Fähre um -20min verpasst, darf man die auch noch durchradeln. Für den Rückweg von Calais war daher ein Umweg über die Felder und Dörfer sehr ratsam.

Nicht vergessen: Reisepässe mitnehmen! Auch wenn die Briten noch in der EU sind, zum Schengen-Raum haben sie nie gehört. Mit viel Diplomatie und dem Foto eines längst abgelaufenen Kinderreisepasses von Emilio auf meinem Smartphone haben wir dann aber die britische Grenz-Obrigkeit überzeugen können, dass wir im Auftrag des Herrn unterwegs sind.

Meinen ursprünglichen Plan, nach Edinburgh zu fahren und von oben durch Mittelengland runter nach Dover zu radeln, haben wir gleich fallen lassen. Zu sehr waren wir schon auf's Fahrrad gewachsen. Der Südosten der Insel ist wie ein britisches Baden-Württemberg. London kauft sich ein zweites Häuschen an der Küste. Sämtliche Inns haben das Tipp-Todesurteil "Trip Advisor: EXCELLENT" per Aufkleber erhalten - und sind brechend voll. Die Handwerker haben alle Hände voll zu tun, hier hat k(aum )einer Sorgen. "Kann es sein, dass es in England nur fette Spielplätze gibt?" fällt Emilio auf. Und: Exzellent ist auch der Fisch. Ganz im Gegensatz zu seinen Chips, die wir uns rituell mit Essig schönsäufen.

Die Landschaft ist fantastisch, das Klima in der zweiten Julihälfte entsprach genau bestem Pfingstradtour-Wetter in Franken...

"Und wieviel Kilometer seid ihr da so am Tag gefahren?"

Von den 1720km sind 1x5km und 2x40km Fähre und 275km sind wir mit dem Zug von King's Lynn nach Dover gefahren. bleiben 1360km netto. Davon ist Emilio bis Renesse (NL) gefahren, also 1050km. Wir haben einen Tag in Norwich verbracht und vier halbe im Zug, auf der Fähre und bei unseren Gastgebern. Ganz grob verteilt sich die Strecke also auf 11 Tage á ~95km. Die letzten 310km blieben mir dann als Solo-Endspurt, also etwa 155km/Tag.

## Technische Anmerkungen

Ich habe die Aufzeichnung mit dem GPX-recording PlugIn der OpenStreetMap-App osmand, die im 2-Minutenabstand einen Wegpunkt aufzeichnet, aber nicht gleich Routen zwischen diesen Punkten berechnet. Diese Aufzeichnung ist erfahrungsgemäß lückenhaft, und wurde deshalb von mir hier auf bikemap.net per Magnet-tool an die Straßen angepasst und auf die notwendigen Wegpunkte reduziert. Dabei wird die Messung präzisiert (und drastisch verlängert, wie zu erwarten war.)